Herder-Expertise 10 - Flucht: Gründe und Widrigkeiten

Am 13.12.23 waren Vertreterinnen von "Women in Exile" an der Schule zu Gast, um über Fluchterfahrungen zu sprechen.

Angesichts zunehmender Umweltkrisen und sich verschärfender Konflikte nimmt die Zahl der Geflüchteten weiter zu. In diesem Zuge verschärft sich in der Europäischen Union die Flüchtlingsdebatte und -politik, sogar das Asylrecht wird in Frage gestellt. In der Veranstaltung wurde die Perspektive der Geflüchteten durch Vertreterinnen von "Women in Exile" dargestellt, einer Initiative von Flüchtlingsfrauen, die politisch für ihre Rechte kämpfen. Es gab Raum Fragen zu stellen sowie unsere Verantwortung in den reichen Ländern, die einen Großteil der globalen Ressourcen verbrauchen, zu thematisieren.

Zur Veranstaltung kamen gut 100 Schüler*innen, vier Lerngruppen und etwa 20 Schüler*innen aus eigener Motivation. Nach dem Vortrag gab es viele interessierte Nachfragen, die zeitlich den Hauptteil der Veranstaltung ausmachten. Aus meiner Sicht haben die Schüler*innen neue Einblicke in einen Lebensbereich bekommen, der nicht nur in Europa weiter zunimmt. Im Alltag erfahren sie meist nur aus den Medien und dann punktuell im Unterricht etwas über das Thema Flucht. Auch wenn die Schulbücher teilweise persönliche Geschichten anbieten, können sie nicht nachfragen. Auch haben die Kinder mit Fluchterfahrungen, die es an unserer Schule gibt, wenig Kontakt zu den hier schon länger beheimateten und sprechen wenig über ihre Situation und Erfahrungen.

Allerdings vermieden auch unsere beiden Gäste eher die persönliche Ebene und bezogen sich weitgehend auf die Arbeit und Erfahrungen ihrer Organisation. Hier wäre ein noch persönlicherer Blick wohl noch eindrücklicher gewesen, wie auch manche Frage zeigte. Außerdem stieß die Übersetzung an Grenzen. Der einzige hierzu bereite Schüler kam in der Fragerunde nicht mehr nach, und so haben wahrscheinlich nicht alle alles rundum verstanden.

Ich halte es für lohnenswert, eine solche Veranstaltung mit vielleicht noch persönlicherer Perspektive zu wiederholen. Mindestens genauso wertvoll auch im Sinne der Schulgemeinschaft fände ich es, wenn sich innerhalb unserer Schülerschaft von Flucht betroffene mit anderen über ihre Erfahrungen unterhalten könnten, dann in einem kleineren, überschaubaren und geschützten Rahmen.

Dr. Jürgen Lipke

Auszug aus: Breaking Boarders to Build Bridges. 20 Years of Women in Exile, 2022.

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