Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten

- Festakte im Delphi-Theater und im Schloss Bellevue -

„So gehts nicht weiter! Krise, Umbruch, Aufbruch“

Die Feierlichkeiten des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten hätten auf keinen passenderen Monat als den November zum Gedenken an historische Ereignisse fallen können.
Am 18. November, dem Vorabend der Auszeichnung durch Frank- Walter Steinmeier im Schloss Bellevue, waren die landesbesten Schulen Deutschlands, darunter das Herder-Gymnasium, sowie die fünf Erstpreisträgerinnen und Erstpreisträger, als Dank für ihre sechsmonatige historische Spurensuche, zu einem ersten Festakt eingeladen.

Im beeindruckenden Ambiente des Theater im Delphi in Weißenseee, einem ehemaligen Stummfilmkino, eröffnet Gabriele Woidelko, Leiterin des Geschichtswettbewerbs, den Abend mit einer beeindruckenden Rede. Sie versetzt die Anwesenden in einer Zeitreise 90 Jahre zurück in den 18. November 1929. Was passiert an diesem Tag in Berlin? Wie muss man sich den Alltag und das Leben der Menschen vorstellen? Und welche Rolle spielt der Ort damals, an dem wir jetzt gerade feiern? Frau Woidelko entwirft das Bild einer pulsierenden Metropole, in der die Menschen sich frei fühlen. Die Stadt wächst und ist im Aufbruch, Wohnungsnot auch damals schon das zentrale Gesprächsthema. Die technische Revolution schreitet voran: Das Delphi, gerade neu eröffnet, bietet für damalige Verhältnisse gigantische 900 Sitzplätze und ist zugleich in seiner Idee schon überholt. Denn die ersten Kinofilme mit Ton faszinieren die Menschen viel mehr und das Kino-Theater wird bald neue Wege suchen müssen, um seine Zuschauer zu begeistern. Zeitgleich deuten sich in den Tageszeitungen der Stadt beunruhigende Vorboten eines Umbruchs an, die Deutschland nur wenige Jahre später ins Unglück stürzen werden. Übereinstimmend berichten Medien, dass die Partei der Nationalsozialisten mehr und mehr Rückhalt bei einer unzufriedenen Bevölkerung findet - beängstigende Parallelen zur heutigen Zeit. Dass das Theater im Delphi die zahlreichen von Menschen gemachten neunzigjährigen Wirren überlebt und an diesem Abend im November 2019 der Ort ist, an dem der forschenden Auseinandersetzung mit Geschichte von Kindern und Jugendlichen ausdrücklich gedacht wird, stimmt froh für die Zukunft...

Die Körber-Stiftung organisierte die Veranstaltung mit viel Respekt vor ihren Gästen. Es gab zahlreiche Gelegenheiten für einen Austausch miteinander, ein reichhaltiges Buffet und Getränke sowie ein gut durchdachtes und lustiges Programm.
Am nächsten Morgen öffneten sich dann für uns die Tore des Schlosses Bellevue. Der Bundespräsident zeigt sich in seiner Rede sehr beeindruckt vom Engagement aller Beteiligten. Fast 2000 Beiträge wurden bei der Körber-Stiftung aus der ganzen Bundesrepublik eingereicht, nahezu 700 Tutorinnen und Tutoren begleiteten ihre Schützlinge auf einer halbjährigen Spurensuche in die  eigene Biografie oder einem regionalen Thema. Teilweise emotional bewegend sind die Geschichten, die sich hinter den Beiträgen verbergen. So erforschte eine Erstpreisträgerin, zuerst zeichnend und dann wissenschaftlich aufarbeitend, die Hintergründe ihrer eigenen Familiengeschichte. Ihr vietnamesischer Vater war als einer der vielen sog. Boatpeople aus den Wirren eines grausamen Krieges in die Bundesrepublik gekommen und hatte über das Erlebte bisher kaum gesprochen.
Der Bundespräsident nahm sich an diesem Morgen sehr viel Zeit für einen Austausch mit allen Preisträgerinnen und Preisträgern sowie den Vertreterinnen und Vertretern der landesbesten Schulen. Besser kann ein solch außergewöhnlicher Einsatz von Kindern und Jugendlichen nicht gewürdigt werden!


HN, 27.11.19

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