Herderfahrt nach Weimar
Montag, 23.01., 14:50 Uhr, Bahnhof Spandau
Nach drei Blöcken regulärem Unterricht und etwas Freizeit versammelte sich die 16-köpfige Reisegruppe am Gleis, um per ICE erst nach Erfurt und von dort weiter nach Weimar zu fahren. Pünktlich um 17:50 Uhr kamen wir am Hauptbahnhof im verschneiten Weimar an. Vor Ort hatten wir etwas Chaos, da niemand so genau wusste, welchen Bus wir nun eigentlich zur Herberge nehmen mussten. Dank Google ließ sich aber auch dieses Problem lösen und wir erreichten die Unterkunft, in der wir erst einmal das typische Willkommensessen in Jugendherbergen serviert bekamen: verkochte Nudeln mit Tomatensoße. Im Anschluss durfte, wer wollte, sich noch die Umgebung der Herberge anschauen, bevor mit der Nachtruhe gegen 22:00 Uhr dieser Tag endete.
Dienstag, 24.01., Weimar
Der erste Tag stand ganz im Zeichen der großen Schriftsteller. Mit einem Umweg über die Bauhaus-Universität, deren Besuch aus zeitlichen Gründen sehr kurz ausfiel und am folgenden Tag wiederholt wurde, ging es zum Goethe-Haus. Vor Ort hörten wir einen kurzen Vortrag zu Goethes Zeit in Weimar, bevor wir, mit Audioguide, durch die Wohnräume des Dichters gingen und so einen Eindruck von dessen Lebensumstände gewinnen konnten. Darauf folgte noch ein Gang durch eine ganze Reihe an Sammlerstücken aus Goethes Besitz. Als nächste Station war das Schiller-Haus geplant. Allerdings hatten wir noch über eine Stunde Zeit bis zu unserem Eintritt, sodass wir kurzfristig das Nationaltheater, in dem die Verfassung der Weimarer Republik beschlossen wurde, besuchten. Nach der Besichtigung der gegenüber gelegenen Ausstellung dazu, die praktischer Weise kein Problem mit spontanen Besuchern hatte, gingen wir zum Schiller-Haus. Auch dort bekamen wir einen Audioguide. Anders als im Goethe- Haus, gab es wenige originale Möbel des Dichters zu bestaunen. Dafür wurde den Werken und der Geschichte Schillers mehr Raum gegeben. Eine besonders interessante Geschichte: Der Schreibtisch sowie weiteres originales Mobiliar waren im zweiten Weltkrieg in das KZ Buchenwald gebracht worden, wo von den Häftlingen Kopien angefertigt werden mussten. Die Duplikate kamen ins Schillerhaus, während die Originale an einen vor Bombenangriffen geschützten Ort gebracht wurden. Nachdem wir diese Ausstellung verlassen hatten, stieß Frau Herzog zur Gruppe und löste Frau Plückhahn ab. Den Rest des Tages konnte jeder für sich gestalten.
Mittwoch, 25.01., der Ettersberg bei Weimar
Wir begannen den zweiten Tag mit dem am Vortag verschobenen Vortrag über die Bauhaus- Universität. Im Anschluss zeigte uns Frau Herzog noch einige architektonische Besonderheiten des Gebäudes. Mir sind jedoch eher die vielen antifaschistischen und antikapitalistischen Kunstwerke in Erinnerung geblieben. (Sorry, Frau Herzog) Es folgte der eigentliche Programmpunkt des Tages: die Gedenkstätte KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar. Oben angekommen, fanden wir uns in einer surrealen Schneelandschaft wieder. Es erscheint einem fast schon paradox, wie an so einem Ort des Schreckens einige fröhlich mit Schnee warfen oder aufgeregt Fotos (schöne Grüße an Disney, wir haben die ideale Winterkulisse gefunden) schossen. Die anderen Seite des Wetters sollten wir auch bald kennenlernen: Da auf dem Gelände kaum gestreut wurde, war es unglaublich glatt. Wir liefen entsprechend vorsichtig (zumindest die meisten) über das ehemalige Gelände, auf dem die Quartiere der SS gestanden hatten, die heute als Verwaltungsgebäude der Gedenkstätte dienen, zum Tor des Konzentrationslagers. Dort befanden sich die Zellen für die Einzelhaft, welche noch erhalten sind und als Erinnerung den Geistlichen gewidmet sind, die dort ihr Leben ließen. Im Anschluss an diesen beklemmend engen Trakt, versuchten wir uns den Weg über das glatte Gelände zur Dauerausstellung in einem der wenigen Gebäude, die dort überhaupt noch stehen, zu gelangen. Tatsächlich erreichten wir unser Ziel unbeschadet. Es folgten zwei Etagen voller Originaldokumente und -relikte, die einem die Geschichte einzelner Gefangener des Lagers erzählten. Um die Eindrücke zu verdauen, gab es dann eine Mittagspause. Darauf folgte ein Film, in dem Überlebende vom Alltag im Lager erzählen und eine Führung mit einem Mitarbeiter der Gedenkstätte. Wem die Geschichte noch nicht greifbar genug gewesen war, musste spätestens beim Anblick des Krematoriums realisieren, dass hier all diese Gräueltaten tatsächlich passiert waren. Auch die Erschießungsanlage war nichts für zarte Gemüter. Mit solch realen Bildern verließen wir, zumindest körperlich unbeschadet, die Gedenkstätte und fuhren zurück nach Weimar. Dort hörten wir noch einen Vortrag über das Gauforum, ein Beispiel nationalsozialistischer Architektur, bevor wir bis zum Abendessen Freizeit hatten. Darauf folgte bei vielen das Kofferpacken bevor auch dieser Tag ein Ende fand.
Donnerstag, 26.01., Weimar
Am letzten Tag stand zunächst ein Sparziergang durch den Park an der Ilm auf dem Programm. Dieser endete vor der Anna-Amalia Bibliothek. Mal wieder zu früh, begannen wir mit dem Besuch der Cranach-Ausstellung, welche sich im selben Haus befindet. Hiernach ging es dann aber tatsächlich in den Rokoko-Saal. Dieser ist nicht nur Aufbewahrungsort für Bücher von vor fast 250 Jahren, sondern beheimatet auch eine beachtliche Skulpturen-Sammlung mit Büsten von Schriftstellern und Philosophen. Nicht zuletzt wegen seiner monumentalen Bauart über mehrere Etagen bleibt der Saal in Erinnerung.
Im Anschluss zerteilte sich die Gruppe für die Mittagszeit um sich aufgewärmt und frisch gestärkt für den letzten Programmpunkt an der Stadtkirche St. Peter und Paul zu treffen, die auch als Herderkirche bekannt ist. In einem extra für Lerngruppen gedachten Raum innerhalb der Kirche befassten wir uns mit Herder und seiner Philosophie und reflektierten die vergangenen Tage. Dann ging es auch schon zurück zur Herberge, um unsere Koffer zu holen. Wir nahmen erneut den Bus zum Bahnhof, wo wir wenig später per Regionalbahn Weimar gen Erfurt verließen. In Erfurt konnten alle die Wartezeit nach eigenem Ermessen verbringen. Und es soll Leute gegeben haben, die nicht nur auf eine der elektronischen Werbetafeln geschaut haben, bis sie jede Werbung auswendig konnten. Wir erreichte relativ pünktlich Berlin und unsere Reise endete. Alles in allem war die Fahrt sowohl lehrreich, als auch spaßig. Wir hatten ein ausgewogenes Verhältnis von Programmpunkten und Freizeit und jeder konnte sein persönliches Highlight aus einer Vielzahl von verschiedenen Erlebnissen wählen. Trotz einigen Unwohlseins hat insgesamt allen die Fahrt viel Freude bereitet und wir danken Frau Dr. Nack, Frau Plückhahn und Frau Herzog für die Planung und Durchführung dieser.