Mathematik Konferenz in Bilbao

  • Vielfältig unterwegs

Von Sonntag, dem 19. Mai, bis zum Mittwoch, dem 22. Mai, begleitete ich meinen Vater auf eine Mathematik-Konferenz in Spanien, genauer gesagt in Bilbao.
Wir waren in einem Hotel gegenüber von dem Fluss Nervión untergebracht. Da wir am Sonntag schon früh in Bilbao ankamen, konnten wir das Guggenheim Museum besuchen.
Im Guggenheim Museum gab es einige abstrakte Bilder, die ich sehr bewundernswert fand. Diese
Bilder waren mit Ölfarben gemalt, aber sie hatten keine klare Form und dennoch strahlten sie eine
besondere Wirkung aus. Eine weitere Sache, die mich sehr beeindruckte, war, dass die Architektur
des Gebäudes selbst ein Kunstwerk war. Insgesamt war es eine faszinierende Ausstellung.
Von Montag bis Mittwoch fand dann die tatsächliche Konferenz statt. Von unserem Hotel war es ein 10 Minuten Fußweg bis zu
dem Forschungsinstitut. Der Name des Forschungsinstituts war BCAM ausgeschrieben Basque Center of Applied Mathematics.
Es gab vormittags und nachmittags Vorträge. Zwischen den Vorträgen gab es fast immer 20-30 minütige Kaffee-Pausen, in
denen die einzelnen Personen den Vortragenden weitere Fragen stellen und über das Thema diskutieren konnten. Es gab Tafel
und Folien-Vorträge.

Eine Sache, die ich sehr interessant fand, war, dass die Vortragenden keinen Text, sondern fast nur Formeln auf den Folien stehen hatten. Dazu erklärten sie wesentliche Details frei. Eine andere
Sache, die ich bemerkenswert fand war, das, dass Publikum während der Vorträge nur einige wenige Fragen gestellt hat. Die meisten Fragen wurden dann in der Kaffee-Pause gestellt und beantwortet.


Manchmal in den Pausen stellten Doktoranden Poster vor, die an eine große Tafel im Foyer gehängt wurden. Diese
konnte man sich anschauen und meistens haben die Leute, die das Poster erstellt
haben, einer Gruppe von Leuten ihr Thema erklärt.


Eine schöne Sache war auch, dass ich bei einem Vortrag das Problem verstanden
habe. In dem Vortrag ging es um das Lösen einer komplizierten mathematischen
Gleichung. Das Beispiel für die Anwendung war das sogenannte „herding“: Es gibt eine
Schafherde, Hütehunde und einen Hirten. Die Schafherde reagiert auf einander, auf
die Hütehunde und auf spontane Ablenkungen wie besonders leckeres Gras.
Die Hütehunde reagieren auch auf einander, auf die Schafherde und auf den Hirten, der
ihnen Kommandos gibt, wie sie die Schafe treiben sollen. Dann hat man überlegt, wie
ein Computer die Aufgabe des Hirten am besten übernimmt. Das führt dann zum
Lösen der Gleichung. Diese ist kompliziert und auch ein Computer kann sie nur bis zu
einer bestimmten Anzahl von Schafen lösen. Deshalb tut man so, als ob es
unendlich viele Schafe gibt, die dann eine Wolke bilden, die Mathematiker
Wahrscheinlichkeitsverteilung nennen. Natürlich geht es den Anwendern am Ende
nicht um Schafzucht sondern um Anwendung auf Menschenmassen: z.B. es
gibt ein volles Fußballstadion und es gibt einzelne Ordner, die den Leuten sagen, wo
sie lang gehen müssen. Am Ende gibt es dann noch den Chef, der den Angestellten
von oben sagt, wohin sie die Leute leiten sollen. Das soll am besten durch einen
Computer übernommen werden. Aber das geht auch nur bis zu einer bestimmten
Anzahl von Menschen. Dann hat der Vortragende die Gleichung aufgestellt und die Lösbarkeit diskutiert.
Ich fand es sehr schön, dass der Vortragende sein Thema an Hunden erklärt
hat. Ein Hund, genannt Puppy von Jeff Koons, war auch mein Highlight des
Guggenheim Museums. Er wurde neu bepflanzt und erst am letzten Abend der Konferenz enthüllt.
Was ich durch den Besuch in Bilbao zum ersten Mal bildlich verstanden habe, ist ein Satz, den mein Papa manchmal benutzt
um Menschen zu erklären, was Mathematik ist. „Mathematik ist Kunst im Kopf.“

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